Die Ess-Brech-Sucht ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: sie ist bösartiger, weil sie nicht sichtbar ist.
Während die Magersüchtige durch ihren Gewichtsverlust schockiert, scheint die an Ess-Brech-Sucht leidende junge Frau in Form zu sein. Die Realität ist aber ganz anders: versteckt durch sein gutes Aussehen erduldet es eine wahre Hölle, in welcher die Nahrung zur Droge geworden ist. Es wird regelmässig von einem Heisshunger geplagt, den es veranlasst im Versteckten riesige Quantitäten von Nahrung zu sich zu nehmen - mehrmals wöchentlich oder sogar täglich. Um essen zu können, findet es allerlei Vorwände, sagt Verabredungen ab und versteckt sich hinter Lügen. Auf die Fressattacke müssen sie meistens erbrechen oder kompensieren in dem sie fasten, Abführmittel einnehmen, sich körperlich betätigen. Immer mit dem Ziel eine Gewichtszunahme zu verhindern. Deshalb sind die an Ess-Brech-Sucht leidenden Menschen meist normalgewichtig. Ihre Qualen sind gross, sie schämen sich, dass sie nicht im Stande sind sich zu kontrollieren; ihr Selbstbewusstsein ist gleich null und sie wagen es nicht, darüber zu sprechen, wodurch sie sich in einem Teufelskreis einschliessen und depressiv werden können.
Wie kann ich wissen, ob meine Tochter an Ess-Brech-Sucht leidet? Welche Zeichen können mir bei der Erkennung derselben behilflich sein?
Abkapselung, Verleumdung, die Mahlzeiten werden schwierig, Aggressivität, Weinkrämpfe, ist launisch, sogar depressiv. Es ist möglich, das sie zwischen Gewichtsverlust und Gewichtszunahme hin- und herschwankt. Ihre Hände können rote Spuren von ihren Zähnen aufweisen, die durch das Erbrechen hervorgerufen wurden.
Was machen?
Alle Bemerkungen, die die Nahrung betreffen, können schlimme Empfindlichkeit hervorrufen und eine aggressive Antwort zur Folge haben: sie kapselt sich ab.
Vergessen Sie nicht, dass die Person, die an Ess-Brech-Sucht leidet, eine geringschätzige Achtung von sich selber hat. Sie fühlt sich angegriffen und hat die Tendenz, alle Probleme in den Wind zu schlagen. Versuchen Sie zu erkunden wie es ihr geht, wie sie sich fühlt – aber nicht was sie isst. Zeichen der Zuneigung und Geduld sind für sie wichtig.
Sich von der Ess-Brech-Sucht zu lösen ist nicht einfach eine Sache des Willens, sondern verlangt eine entsprechende Behandlung. Geben Sie ihr zu verstehen, dass es sich um eine Krankheit handelt, dass man sie nicht nach ihrem Verhalten einschätzt, sondern, dass man versucht ihr zu helfen, um dieser Krankheit zu entfliehen.
Ermuntern Sie sie, einen Arzt aufzusuchen.
Welches sind die Konsequenzen auf ihre Gesundheit?
Genau wie die Magersucht, ist auch die Ess-Brech-Sucht eine Krankheit, die schwerwiegende Konsequenzen für die Gesundheit haben kann: angegriffene Zähne, hervorgerufen durch die Magensäure als Folge des häufigen Erbrechens, entzündete Luftröhre, Vitaminmangel usw. Zudem ist sie meistens mit einer Depression verbunden. Man schätzt, dass 20% der jungen Frauen, die an Ess-Brech-Sucht leiden, einen Selbstmordversuch machen.
Welche Behandlungen stehen zur Verfügung?
Wie für viele psychische Krankheiten, besteht auch hier keine Zauberformel, um den Essstörungen zu Leibe zu rücken. Jeder Fall ist ein Einzelfall und was für die einen gut ist, kann den andern vielleicht gar nicht helfen. Eines ist aber sicher: die Behandlung braucht Zeit und eine grosse Beteiligung der Kranken und manchmal auch von deren Angehörigen. Je nach der Problematik der Person, können verschiedene Annäherungen möglich sein:
Die körperliche Annährung kann helfen; die Kranken sind von ihrem Körper gelöst und empfinden weder ihre Bedürfnisse noch ihre Emotionen. Es ist wichtig, eine Vertrauensperson zu finden, die das volle Vertrauen der Patientin geniesst. Möglicherweise müssen verschiedene konsultiert werden, bevor die entsprechende Person gefunden wird. Wenn man schnell handelt, kann man das Eintreten in den Teufelskreis verhindern und erhöht dadurch die Heilungschancen.
Wie soll man sich als Eltern verhalten?
Die Eltern und die Nahestehenden der an Magersucht oder Ess-Brech-Sucht erkrankten Person, befinden sich in einer sehr schwierigen Lage. Sie müssen viel Geduld und Verständnis zeigen. Die Kranke kann ihnen manchmal den Eindruck geben, dass sie sie an der Nase herumführt: es ist wichtig, dass man die Krankheit und die Person separat behandelt. In gewissen Fällen kann sich ein Spitalaufenthalt als notwendig erweisen. Die Trennung kann für das Kind, wie auch die Familie, positiv sein, denn sie erlaubt Abstand zu nehmen und Kräfte zu sammeln. Um sich nicht selber zu erschöpfen, um Abstand zu nehmen und Reserven anzulegen, denken Sie an sich selbst! Räumen Sie sich Zeitspannen ein, um zu machen, was Sie gerne tun. Vielleicht haben Sie auch Lust, mit einem Therapeuten über sich selber zu sprechen.